Mama

Vermutlich gibt es viele Mama Texte. Rosa Texte mit Herzen und Sterne. Mein Text trägt ein vorsichtiges Gelb. Es ist das Ausloten meiner Mama Koordinaten. Denn die Geschichte mit meiner Mama ist keine einfache, und doch eine, wo ich vor allem eines lerne: Tochter zu sein.

Mama

Vermutlich gibt es viele Mama Texte. Rosa Texte mit Herzen und Sterne. Mein Text trägt ein vorsichtiges Gelb. Es ist das Ausloten meiner Mama Koordinaten. Denn die Geschichte mit meiner Mama ist keine einfache, und doch eine, wo ich vor allem eines lerne: Tochter zu sein.

Denn liebe Mama, unsere Beziehung, ist ein Kapitel für mich, das nie ganz einfach war.

Und immer wenn ich es ausblende, die Seiten umblättere und diese Sehnsucht unter meinem Herzen beiseite schiebe, begegnet es mir im Außen.

Dann fallen mir Frauen auf, vielleicht 50 oder 60 Jahre alt, die nie über ihre Mutter sprechen. Mit denen rede ich über ihre Ursprungsfamilie, und dann geht es immer nur um den Vater.

Wie war deine Beziehung zu deiner Mutter? ,denke ich mir dann.

Wie die feine Nase des Spürhunds wittere ich den darunter liegenden Schmerz. Und erkenne ihn als meinen eigenen.

Dann fallen mir Frauen auf, mit denen ich über ihre Mütter rede und merke, wie sie ihre Mauern hoch ziehen. Wie das, was sie sagen, nicht dem zusammen passt, was sie fühlen.

Kein Licht fällt in diese Schatten, die hinter den Mauern,  geschützt vom Außen, auf Lösung warten. Und es ist in Ordnung. Bis zum Tag wo es zum Vorschein kommt.

Und doch prägt es in der Zwischenzeit ihre Wahrnehmung, ihr Leben.

Und wieder spüre ich, erkenne ich, verstehe ich diese Frauen.

Und während ich mich selbst reflektiere, manchmal darüber spreche und nachspüre, manchmal davon laufe, um nicht zu spüren. Erkenne und weiß ich es ganz genau: wie wichtig es ist, das, was übernommen wurde, ins Licht zu holen. Das Mutter Thema und den Schmerz zu heilen.

Denn meine Mama ist meine Mama.

Auch wenn ich es als Kind anders gebraucht hätte.

Heute kann ich es verstehen, fühlen, heilen.

Und heute verstehe ich: du, Mama, hattest deine Geschichte, deinen Schmerz. Im Krieg geborgen und in der Nachkriegszeit aufgewachsen.

Es ist deine Geschichte.

Ich bin nicht da, um dich zu heilen, aber ich darf in mir heil werden.

Mir selbst und meinen Kindern zu liebe. Ihre Geschichten werden neu geschrieben.

Heute weiß ich auch, wie grundlegend die Beziehung zu unserer Mama ist und wie sie unser Leben prägt.

Beispielsweise die Beziehung zu uns selbst, wie liebevoll und wertschätzend wir mit uns selbst umgehen.

Und auch die weibliche Energie der Inneren Frau hängt mit der Beziehung zu unserer Mama zusammen.

Wenn du nachspüren möchtest, wie es deiner Inneren Frau geht, dann frage dich:

Wie sind deine Prägungen in Bezug auf Genuss, Empfangen, Erlauben und Loslassen. Bist du ein Mensch, der die Dinge auch mal laufen lassen kann? Kannst du dir erlauben, dir selbst Gutes zu tun und dich nähren zu lassen? Kannst du dir erlauben das Schöne, Genussvolle hingebungsvoll zu empfangen?

Und auch die Beziehung zu unseren Freundinnen sind Ausdruck unserer Mama Beziehung.

Wie gestalten sich die Freundschaften zu deinen Freundinnen?

Wie ausgewogen ist die Kommunikation und die Balance zwischen sprechen und zuhören?

Die Art und Weise wie du Freundschaften lebst, können aus Mustern entstammen, die in deiner Mama Beziehung geprägt wurden.

Und auch bei Zuständen von Schwermut oder Erschöpfung macht es Sinn hinzuschauen, wie die Beziehung zu deiner Mama war und wie sie mit ihren eigenen Gefühlen umgegangen ist.

Das alles weiß ich heute. Und weiß trotzdem, dass es noch Schritte gibt, die ich noch tun darf, um zu heilen.

Die Beziehung mit meiner Mama wird sich darüber verändern.

In kleinen Schritten. Liebevoll, achtsam.

Denn eines weiß ich ganz bestimmt:  Meine Mama wird genau so meine Mama sein, wie sie ist und immer war.

Und ich halte inne in Dankbarkeit, um auf das Schöne zu schauen:

Dass es dir immer wichtig war meine Selbstständigkeit zu fördern, weil deine Mama nie wollte, dass du schwimmen und Schie fahren lernst.

Dein Humor, dem Sternzeichen der Löwin gleich, wenn du die Bühnen deines Lebens betrittst.

Deine unkonventionelle und praktische Art mit Problemen umzugehen. Nasse Hose? Na ausziehen, Pulli rumbinden, fertig.

Heute, Mama, bin ich selber Mama.

Habe Zeit und Raum meinen Kindern das zu geben, was Kinder wirklich brauchen – Beziehung, Nähe und Liebe.

Und manchmal stelle ich mir vor, sitze ich mit meinen Ahninnen in einem von Wildblumen durchwachsenen Garten. Da steht in der Mitte ein steinerner Tisch mit steinernen Hockern. Da sitzen sie alle, mit langen, grauweißen Haaren.

Und ich erzähle ihnen von meinen Kindern, ihren Enkelinnen und Enkeln.

Erzähle ihnen wie es ist, heute Mama zu sein. Indem ich authentisch das vorleben, was ich für gut, wertvoll und richtig halten. Um sie in ihre Eigenständigkeit zu begleiten. Dass ich für meine Kinder, mit ihren Gefühle und Gedanken da bin. Zu ihnen spreche, was richtig und falsch, ist, um einen Rahmen abzustecken indem ihre Flügel riesengroß, und ihre Wurzeln tiefverwurzelt sind.

Wir Frauen, Mütter und Großmütter werden dann gemeinsam lachen.

Und wissen: Im Innersten zählt das eine: die Liebe.